Eigentlich war für dieses Jahr keine Reise mehr nach Schottland geplant. Aber wie so oft, kam mal wieder alles anders. Irgendwann im Mai hörten wir die Mitteilung im Radio, dass die Zinsen für Tagesgeld wieder gesenkt werden sollten. Auf meine Frage hin, was man denn mit dem gesparten Geld machen sollte, antwortete meine Frau spontan: "ausgeben". Im gleichen Atemzug dachte ich, und sprach es auch gleich aus: "dann fahren wir doch nach Schottland, und zwar gemeinsam". Gesagt, getan. Als Zeitpunkt wählten wir den 3. Oktober, da am 4. Oktober ein Brückentag war und die Kinder schulfrei hatten. Bei Lufthansa schnell einen günstigen Direktflug von Frankfurt nach Aberdeen online gebucht, bei ADAC einen Mietwagen bestellt und dann noch ein Quartier in Huntly gesucht. Huntly wählte ich als Übernachtungsort aus, da die Destillerie meines Lieblingswhiskys, GlenDronach, die ich unbedingt besuchen wollte, dort in der Nähe liegt. Über Google fand ich schnell eine Unterkunft in Huntly und zwar das Castle Hotel, ein altes Herrenhaus, welches bereits im Internet einen sehr imposanten Eindruck machte. Und in der Tat, wir sollten keineswegs enttäuscht werden.
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Endlich ging es los. Pünktlich um 10:00 Uhr hob die Lufthansa-Maschine bei strahlendem Sonnenschein von Frankfurt gen Aberdeen ab. Offensichtlich konnten wir das gute Wetter nicht mit nach Aberdeen nehmen, da der Pilot beim Landeanflug wegen tief hängender Wolken eine 30-minütige Warteschleife fliegen musste. Aber schließlich hatten wir es dann doch geschafft und nach Aufnahme unserer Koffer den Mietwagen bei Hertz abgeholt. Mit dem mobilen Navigationsgerät, welches wir von zuhause mitgenommen hatten, war es kein Problem, vom Flughafen auf die A96 Richtung Inverness zu fahren. Nach einigen kritischen Situationen bei den unzähligen Kreisverkehren und Schweißperlen auf der Stirn, gewöhnte ich mich langsam an den Linksverkehr. Ungefähr 50 Minuten später und bei langsam besser werdendem Wetter erreichten wir Huntly. Da die Zufahrt über den Park zum Hotel gesperrt war, mussten wir den Seitenweg zum Castle Hotel nehmen. Wir näherten uns dem Hotel von der Rückseite her, fuhren daran vorbei die Auffahrt hinunter bis zur gesperrten Brücke, wendeten dort und fuhren dann ganz langsam die schnurgerade ca. 500 m lange Straße mit grandiosem Blick auf das Herrenhaus wieder entlang. Ein wirklich überwältigender Anblick und ein Vorgeschmack auf das, was uns im Haus erwarten sollte.
Nach freundlichem Empfang und Eintrag ins Gästebuch wurden wir in unser Zimmer geleitet. Wir gingen die imposante Treppe in der Eingangshalle hoch, vorbei an etlichen historischen Gemälden zu unserem Zimmer Nr. 18 im ersten Stock, welches den Namen Gordon Castle trug. Als wir ins Zimmer eintraten waren wir sprachlos und der Mund stand uns offen. Der Raum hatte locker eine Größe von 35-40 m² und wurde dominiert von einem Kingsize-Himmelbett! Durch die beiden fast raumhohen Fenster hatte man einen tollen Blick über das parkähnliche Anwesen und die schnurgerade Auffahrt zum Hotel. Im Zimmer gab es ferner einen Kamin mit wertvollen Porzellanfiguren auf dem Sims, einen antiken Schreibtisch aus dunklem Ebenholz, einen stoffbezogenen Zweisitzer und auf dem davor stehenden Tisch ein Silbertablett. Darauf befanden sich eine Glaskaraffe mit herrlich duftendem, dunklem Portwein, sowie zwei Gläser. Durch die Seidentapeten und die geschmackvollen Gemälde wirkte der Raum einfach nur traumhaft schön und irgendwie surreal. Auch das Bad war märchenhaft eingerichtet: Badewanne und extra Dusche mit goldenen Armaturen, ein Waschbecken, Toilette aus Marmor und ein beheizbarer Handtuchhalter. Nachdem wir unsere Koffer ausgeräumt hatten, gingen wir hinunter in die Bar, um noch schnell ein kleines Mittagessen einzunehmen. Dort wurden wir herzlich von Lucy begrüßt, die uns sofort die Speisekarte reichte. Wir wählten leckere Sandwiches aus - eines mit Lachs und eines mit Cheddar-Käse.
Gestärkt fuhren wir sodann mit dem Auto los in Richtung Forgue zur GlenDronach Destillerie. Dort hatte ich vor einigen Tagen über E-Mail die Tour um 15:00 Uhr gebucht. Nach 15-minütiger Autofahrt hatten wir, dank unserem Navigationsgerät und der hervorragenden Straßenbeschilderung, die GlenDronach Destillerie mühelos gefunden. Als wir in die Straße zur Destillerie einbogen, passierten wir eine Weide mit drei in ihrer Größe imposanten Hochlandrindern, die uns interessiert musterten. Wir fuhren die leicht abschüssige Straße in das Tal des Dronach hinunter und nach den ersten Wohnhäusern erschienen sogleich die Dunnage-Lagerhäuser auf der rechten Seite. Die Straße führte direkt auf das Stillhouse mit dem großen Panoramafenster zu. Links davor befand sich der Parkplatz der Destillerie. Nach ein paar Außenaufnahmen gingen wir in den Shop des Besucherzentrums und sahen uns dort interessiert um. Wir wurden herzlich von Alison begrüßt, bei der ich die Tour gebucht hatte. Das Besucherzentrum war mit hellem Holz ausgestattet und relativ modern eingerichtet. Pünktlich um 15:00 Uhr wurde die siebenköpfige Besuchergruppe von Sandra, einer relativ neuen Mitarbeiterin von GlenDronach, in den großen Vorraum des Besucherzentrums gebeten, wo die Tour mit einem zehnminütigen Film begann. Diesen kann man sich übrigens auch auf You Tube noch mal ansehen. Danach begaben wir uns über den Hof in den älteren Teil der Destillerie, wo wir unseren Rundgang mit der Besichtigung der Malzböden starteten. Diese sind, ebenso wie die Kiln, nicht mehr in Betrieb; so dass die Destillerie ihr Malz zu 100 % von extern bezieht. Das angelieferte Malz wird nach Reinigung und Entfernung der Steine in einer nahezu 100 Jahre alten Bobby-Mill gemahlen. Das Verhältnis Hülsen zu Schrot zu Mehl beträgt in diesem Fall 20 zu 70 zu 10. Dieser Grist wird zusammen mit insgesamt 18.000 l Wasser in einer stählernen Maischetonne, welche mit einem Kupferdeckel versehen ist, versetzt. Nach Filtration und Abkühlung der entstandenen Würze wird die anschließende Fermentation mit Hefe in insgesamt neun Washbacks, die aus schottischer Lerche bestehen, durchgeführt. Washback Nr. 9 wurde erst kürzlich neu installiert und in der Tat roch die darin enthaltene Flüssigkeit anders als die in den übrigen Fermentationsbehältern. Die Fermentationsdauer ist mit 50 Stunden relativ kurz, wobei an Wochenenden zum Teil auch über 60 Stunden erreicht werden. Anschließend gingen wir in das Stillhouse, wo sich vier in einer Reihe stehende, kupferne Destillationsblasen befinden. Dabei unterscheiden sich die beiden Wash-Stills von den beiden Spirit-Stills deutlich in der Form des Schwanenhalses und der Neigung des Line-Arms. Am Spirit Safe erzählte uns Sandra, dass der Vorlauf der 2. Destillation nur 15 Minuten dauert, anschließend wird für knapp 90 Minuten der Mittellauf gesammelt und schließlich für weitere sechs Stunden werden dann die Feints destilliert. Der New Spirit wird mit 63,5 % Alkoholgehalt in die Fässer gefüllt, die zum größten Teil vor Ort sowohl in Dunnage- als auch in Wracked-Warehouses lagern. Nach einigen Fotos ging es wieder zurück in das Besucherzentrum, wo die Tour mit einem Dram des zwölfjährigen GlenDronach, der in einer Kombination aus feinen spanischen Oloroso und Pedro Ximinez Sherryfässern reifte, endete. Anschließend hatte ich dann die Möglichkeit, mir meinen eigenen GlenDronach Whisky („hand-filled“) abzufüllen. Dabei handelte es sich um einen 20-jährigen, mahagonifarbenen Whisky, der in einem erstbefüllten Pedro Ximinez Sherryfass Nummer 1618 aus dem Jahre 1993 reifte. Nach einigen weiteren Einkäufen (Tasse mit Destillerie Logo, Pin, Sweatshirt mit Logo, eine Flasche GlenDronach speziell für den UK Markt abgefüllt, etc.), machten wir noch einige Außenaufnahmen vom Destilleriegelände, bevor wir dann zufrieden und gut gelaunt wieder Richtung Hotel aufbrachen.
Nachdem wir uns kurz frisch gemacht hatten, gingen wir Richtung Restaurant, um dort zu Abend zu essen. In dem Hotel ist es Brauch, dass pro Zimmer automatisch ein entsprechender Tisch im Restaurant reserviert ist. Wir wurden von Lucy wieder herzlich empfangen und zunächst in die Bar geführt, wo wir uns einen Rotwein aussuchten und uns beim Schmökern in der Speisekarte Appetit holen konnten. Nachdem wir unsere Speisen ausgewählt hatten, ließen wir uns den Rotwein schmecken und genossen das herrliche Ambiente der Bar. Die zum Teil holzvertäfelten Wände wurden von zahlreichen Bildern gesäumt. Ein Teil der Wände war aus Naturstein und in der mittleren Aussparung eines steinernen Raumteilers flackerte ein gemütliches offenes Feuer. Die Bar hatte auch einige Single Malts im Angebot, nicht weniger als 140 verschiedene Whiskys standen zur Auswahl – zu vernünftigen Preisen! Kurze Zeit später wurden wir von Lucy in das Restaurant geleitet, wo unser Tisch nun gedeckt war. Als Vorspeise hatte ich ein Dreierlei von Lachs bestellt, das uns beiden hervorragend schmeckte. Zum Hauptgang wählte meine Frau Schweinefilet mit gebackenen Apfelringen auf Kartoffeln und ich entschied mich für Lammfilet mit Bohnen und ebenfalls Kartoffeln. Zum Dessert hatten wir uns eine Portion Crème brûlée mit schottischem Shortbread bestellt. Es schmeckte alles einfach nur herrlich. Zunächst waren wir die einzigen Gäste im Restaurant. Man sagte uns, dass viele der Übernachtungsgäste auch auswärts speisen würden. Mit der Zeit kamen aber doch noch einige Gäste ins Restaurant. Eine Gruppe nahm am Nebentisch Platz und ein älterer Herr, leger aber doch elegant gekleidet, kam auf unseren Tisch zu und fragte uns, woher wir kämen und ob es uns hier gefallen würde. Er stellte sich als Andrew vor, der Besitzer des Castle Hotels. Wir plauderten einige Minuten mit ihm. Es stellte sich heraus, dass Andrew keinesfalls ein Ur-Ur-Enkel des damaligen Eigentümers dieses Herrenhauses war, sozusagen ein direkter Nachfolger des Duke of Gordon. Er hatte nämlich dieses Haus seiner südafrikanischen Frau zum Geschenk gemacht, nachdem sie eine Bypass-Operation erfolgreich überstanden hatte. Den Abend ließen wir dann abermals in der Bar bei Kaminfeuer und Single Malt Whisky ausklingen. Dazu bestellte ich bei dem Barkeeper Stewart einen 21-jährigen Mortlach von Gordon&MacPhail und für meine Frau einen Macallen aus dem Sherry Fass und zwar die mittlerweile selten gewordene 18-jährige Originalabfüllung. Kurz darauf reichte Stewart mir die Drinks über die Theke mit den Worten: „a 21 yo Mortlach for you and a 18 yo Macallan for your girlfriend“. Als ich ihn verdutzt ansah, meinte er nur ganz trocken: „you would never buy a 18 yo Macallan for your wife - so it must be your girlfriend!“ Meine Frau und ich mussten herzlich lachen und auch Stewart schmunzelte. Ich liebe diesen schottischen Humor! Mit der nötigen Bettschwere machten wir uns dann auf in unser Zimmer Nummer 18.
Freitag, 4. Oktober 2013
Als wir am nächsten Tag aufwachten, konnte der leichte Nieselregen den atemberaubenden Blick über die Parkanlage und der imposanten Auffahrt zum Hotel nicht trüben. Wir begaben uns zum Frühstück ins Restaurant, wo im Gegensatz zum letzten Abend der Saal doch sehr gut gefüllt war. Ich bestellte natürlich ein Full Scottish Breakfast, welches hier im Castle Hotel Scottish Full House genannt wurde. Mittlerweile hatte draußen der Nieselregen aufgehört, die Wolkendecke riss zwischenzeitlich etwas auf und es wurde am Horizont bereits deutlich heller. Wir beschlossen, die lange Auffahrt entlang zu gehen bis in den Ort Huntly hinein, um dort ein wenig zu bummeln und uns umzusehen. Als wir die Brücke über den Fluss Deveron passierten, die gerade renoviert wurde und daher für den Autoverkehr gesperrt war, erreichten wir die imposante Burgruine von Huntly Castle. Der Weg führte uns weiter zur örtlichen Grund- und Hauptschule; ein beeindruckender Gebäudekomplex, auf dessen Mitte sich ein Turm mit einem darunterliegendem Torbogen befindet. Wir gingen durch den Torbogen hindurch in den Ort Huntly hinein und erreichten den Platz mit der Statue des Duke auf Gorden, dessen Blick in Richtung Gorden Street geht. Kurz darauf betraten wir das örtliche Touristoffice und wurden dort sehr freundlich bedient. Die Leiterin erzählte uns, dass am Ende der Stadt die bekannte Shortbread Fabrik Dean's liegt, die wir uns unbedingt ansehen sollten. Auf dem Weg dorthin, kamen wir an schönen Wohngebäuden und kleinen Shops vorbei und am Ende der Straße befindet sich links die Filiale von Single Malts direkt, die wir - oder besser gesagt ich - sofort ansteuerten. Darin befindet sich eine große Auswahl von schottischen Single Malts, unter anderem auch einige Eichenfässer, aus denen man selbst Whisky abfüllen kann. Leider gab es keine Spezialabfüllungen von GlenDronach mehr. Aber der freundliche Besitzer konnte mir im Falle des Talisker Dark Storm weiterhelfen. Auf meine Frage nach dieser Abfüllung schaute er sofort im Internet nach und bestätigte mir, dass diese Abfüllung in Duty free Shop am Flughafen Aberdeen zu erhalten sei. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, ging es weiter an den Stadtrand von Huntly zur Shortbread-Fabrik Dean's, wo wir einen kleinen Mittagssnack zu uns nahmen. Der Name Dean‘s war mir gar nicht so geläufig, kennt man doch viel mehr bei uns in Deutschland den Marktführer Walkers aus Aberlour. Aber das Shortbread schmeckte hervorragend und von der Galerie aus im ersten Stock hatte man noch die Möglichkeit, sich von der Qualität der Herstellung zu überzeugen. Von dort oben kann man nämlich einen Blick in die Herstellungsräume werfen, wo das Shortbread per Hand hergestellt, original verpackt und verschickt wird. Gut gestärkt und mit ein paar mehr Tüten bepackt, ging es dann wieder zurück Richtung Hotel, wobei wir aber noch den ein oder anderen Souvenier-Shop in der Gorden Street besuchten.
Nachdem wir unsere Einkäufe im Hotelzimmer verstaut hatten, machten wir uns kurz darauf mit dem Auto auf den Weg in nordwestlicher Richtung nach Keith. Dort wollte ich nämlich ein Bild von der am häufigsten fotografierten Destillerie Schottlands, Strathisla, machen. Bereits 15 Minuten später parkten wir unser Auto auf dem Parkplatz der Destillerie. Wir wurden nicht enttäuscht, der Anblick ist genau so schön, wie man ihn aus den Büchern kennt. Die beiden ehemaligen Kilns mit den Pagodendächern und davor das Mühlrad, eingerahmt von einem hübschen Garten mit saftigem Grün. Wir entschlossen uns kurzerhand, in den Destillerie-Shop zu gehen. Die Atmosphäre darin war ganz anders als bei GlenDronach. Es war um einiges dunkler, viel gediegener, sah aber irgendwie gemütlicher, ja einladender aus. Ich fragte die Dame an der Kasse nach der Strathisla-Sonderabfüllung in Fassstärke, die es nur in der Destillerie gab, da ich sie nirgends in den Regalen finden konnte. Leider wurde mir mitgeteilt, dass diese bereits vergriffen war. Strathisla füllt nämlich nur ein Mal Anfang des Jahres diese Sonderabfüllung ab und im Herbst ist dann meistens nichts mehr da, so hat man es mir jedenfalls erzählt. Nun gut. Da keine Zeit für eine Destillerie Tour war, machten wir uns auf Richtung Küste nach Banff.
Mittlerweile wurde das Wetter immer besser und die Wolken rissen auf. Kurz vor Banff sahen wir ein Hinweisschild für ein Restaurant direkt am Meer im Ort Whitehills, dem wir sogleich folgten, da wir bereits etwas hungrig waren. Direkt am Hafen lag ein schönes Fischrestaurant, in dem wir dann Fisch&Chips mit Blick auf den Hafen genossen. Beim anschließenden Spaziergang an der Küste bot sich uns ein umwerfendes Naturschauspiel. Die See war spiegelglatt und das Wasser dunkelblau. Am Horizont rissen die dunklen Wolken auf und die Sonne glitzerte auf dem Wasser. Man konnte sich daran nicht genug satt sehen. Da man diese Szenerie fotografisch gar nicht so detailgetreu einfangen konnte, versuchten wir, die Eindrücke intensiv in uns aufzunehmen, um sie hoffentlich bei Bedarf zuhause abrufen zu können. Anschließend fuhren wir dann wieder Richtung Süden zum Fyvie Castle, einem rosa angestrichenen Schloss in der Nähe des Ortes Turriff. Leider war das Schloss schon geschlossen, aber der äußere Anblick und die herbstlichen Farben der Sträucher und Bäume in dem großzügig angelegten Park rund um das Schloss entschädigten für vieles. Auf den akkurat gepflegten Grünflächen tummelten sich jede Menge Fasane, die offensichtlich an Menschen gewöhnt waren, da sie keine Angst vor uns zu haben schienen. Beeindruckt von der Szenerie fuhren wir dann wieder zu unserem Hotel nach Huntly zurück und freuten uns bereits auf das leckere Abendessen.
Als wir wieder in den bequemen Ledersesseln in der Bar Platz nahmen, um die Speisekarte zu studieren, entschlossen wir uns spontan, in der gemütlichen Bar bei offenem Kaminfeuer zu speisen. Wegen des nachmittäglichen Fisch&Chips Snacks verzichteten wir auf eine Vorspeise und begnügten uns mit einem leckeren Hauptgang. Als Digestif wählten wir dann wieder einen besonderen Whisky aus. Als meine Blicke über die 140 verschiedenen Single Malts in der Bar streiften, kam Andrew auf uns zu und erkundigte sich nach unserem Befinden. Wir erzählten ihm, dass wir uns in seinem Hotel sehr wohl fühlen und planen, eventuell im nächsten Jahr mit den Kindern wieder zu kommen. Daraufhin meinte er, dass sie auch ein Familienzimmer hier im Hotel haben und bot uns an, es so zugleich anzusehen. Das Familienzimmer befindet sich im zweiten Stock des Hotels, ausgestattet mit zwei separaten Schlafzimmern, einem sehr großen Bad und einem an das Elternschlafzimmer angrenzenden Bad mit Toilette. Das würde unseren Kindern sicherlich auch gefallen. Wir ließen den zweiten Abend im Hotel bei einem Single Malt gemütlich in der Bar ausklingen und ich freute mich bereits auf den nächsten Morgen.
Samstag, 5. Oktober 2013
Zum Frühstück waren wir nämlich mit Karen verabredet. Karen Mcwilliam ist eine Mitarbeiterin bei GlenDronach, die ich über Facebook kennengelernt habe und die mir im Frühjahr eine nur in der Destillerie erhältliche hand-filled Bottle GlenDronach (Fassnummer 1616) zugeschickt hatte. Da sie gerade in dieser Woche Urlaub hatte und erst seit gestern wieder zuhause war, hatten wir uns eben zu einem Treffen im Hotel verabredet. Während ich ein weiteres Scottish Full House Breakfast genoss, trat plötzlich Karen in den Frühstücksraum. Wir begrüßten uns herzlich und nach einigen Minuten kam es uns so vor, als kannten wir uns schon eine Ewigkeit. Nachdem wir unser Frühstück beendet hatten, zeigten wir Karen noch unser Zimmer, da ich ja noch ein Geschenk für sie vorbereitet hatte. Karen war ebenso beeindruckt wie wir von der Einrichtung des Hotels und vor allem von der Größe unseres Zimmers. Dafür, dass sie mir im Frühjahr diese Flasche Whisky nach Deutschland geschickt hatte, überreichte ich ihr als Dankeschön eine große Tafel Merci Schokolade. Offensichtlich war Karen Schokolade gegenüber nicht abgeneigt, denn sie freute sich sehr. Wir machten noch ein paar Bilder und verabschiedeten uns dann ganz herzlich von ihr und versprachen, sie nächstes Jahr in Huntly wieder zu besuchen. Wir sollten auch gerne unsere Kinder mitnehmen, da sie acht Pferde auf einem Reiterhof hat und unserer jüngsten Tochter gerne Reitstunden geben würde.
Nachdem wir so gegen 10:30 Uhr ausgecheckt hatten, fuhren wir 7 Meilen südlich von Huntly, um uns das alte Herrenhaus Leith Hall anzusehen. Wieder ein imposantes Gebäude, umgeben von saftig grünen, schönen Gärten. Mittlerweile zeigte sich auch der Himmel strahlend blau. Weiter ging es dann in südöstlicher Richtung zur Burgruine Kildrummy Castle. Dort hielten wir uns nicht sehr lange auf, machten ein paar schöne Fotos von der Ruine und den Gärten und fuhren dann gleich weiter nach Stoneheaven, da wir noch unbedingt die Burgruine Dunnattor Castle besuchen wollten. Von weitem sah man schon diese Ruine, die beeindruckend auf einem Felsvorsprung direkt an der Nordseeküste südlich von Aberdeen liegt. Als wir vom Parkplatz auf das Castle zugingen, hörten wir schon von weitem Dudelsackmusik. Am Ende einer Anhöhe mit Blick auf das Castle stand ein Piper in voller Montur und spielte auf seinem Dudelsack schottische Highlandmelodien. Eine bessere Szenerie konnte man sich bei dieser beeindruckenden Atmosphäre kaum vorstellen. Wir folgten dem Fußpfad, gingen die Anhöhe hinunter und am Ende den Berg zu dem Castle wieder hinauf, lösten zwei Tickets und sahen uns in dem ehemaligen Dorf, welches damals ca. 50 Leute beherbergte, interessiert um. Der Blick von den beeindruckenden Ruinen auf die dunkelblaue Nordsee und den hellblauen Himmel war gigantisch. Tief beeindruckt gingen wir zu unserem Parkplatz zurück, warfen noch einen letzten Blick auf diese atemberaubende Szenerie, bevor wir uns dann auf der Schnellstraße über Aberdeen auf den Weg zum Flughafen machten. Pünktlich um 15:30 Uhr gaben wir unser Mietauto wieder zurück, checkten anschließend bei Lufthansa ein und warteten noch die restlichen knapp 60 Minuten, bevor wir wieder schweren Herzens das schottische Festland verließen. Um 17:30 Uhr hoben wird pünktlich ab, wobei wir kurze Zeit später bei strahlendem Sonnenschein noch einen letzten Blick auf die Küste von Aberdeen und auf die Nordsee werfen konnten, bevor es dann über das Meer gen europäisches Festland zurück ging.
Fazit: Diese Reise war traumhaft schön, aber viel zu kurz. Meiner Frau und mir hat es sehr gut gefallen; vor allem war meine Frau beeindruckt von der Freundlichkeit und Herzlichkeit der Leute, von der weitläufigen Landschaft, den intensiven Farben, dem tollen Licht und dieser weichen, frischen Luft. Wir hoffen, dass die Bilder und Eindrücke, die wir in unseren Köpfen abgespeichert haben, noch lange abrufbar sein werden. Wir sind uns einig, dass wir wieder zurück in dieses absolut tolle Land kommen werden, bevor die Erinnerung verblasst ist!
P.S.: Die nächste Reise nach Huntly haben wir bereits wieder gebucht!